Einleitung
Das Thema Samenspende hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Immer mehr Menschen – ob alleinstehende Frauen, gleichgeschlechtliche Paare oder heterosexuelle Paare mit unerfülltem Kinderwunsch – entscheiden sich für diese Form der medizinischen Samenspender werden . Doch gleichzeitig wächst auch das Interesse an der anderen Seite: Wer kann Samenspender werden, wie läuft der Prozess ab und welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein?
Dieser Artikel gibt einen umfassenden Überblick über das Thema „Samenspender werden“ – von den medizinischen und rechtlichen Grundlagen über den Ablauf bis hin zu ethischen Überlegungen und persönlichen Erfahrungen.
1. Was bedeutet Samenspender werden?
Unter einer Samenspende versteht man die Abgabe von Sperma durch einen Mann, das zur Erfüllung eines Kinderwunsches einer anderen Person oder eines Paares verwendet wird.
Der Spender stellt also sein genetisches Material zur Verfügung, um einer Empfängerin die Chance auf eine Schwangerschaft zu ermöglichen.
Ein Mann, der sich dazu entscheidet, Samenspender zu werden, unterstützt damit aktiv Menschen, die aus medizinischen, genetischen oder sozialen Gründen keine eigenen Kinder zeugen können.
Samenspenden werden in Deutschland meist über lizenzierte Samenbanken durchgeführt, die nach strengen medizinischen und rechtlichen Vorgaben arbeiten.
2. Beweggründe, Samenspender zu werden
Viele Männer stellen sich die Frage: Warum sollte ich Samenspender werden?
Die Beweggründe sind vielfältig und reichen von altruistischen Motiven bis hin zu finanziellen oder persönlichen Gründen.
2.1 Altruistische Motivation
Ein häufiger Grund ist der Wunsch, anderen Menschen zu helfen. Für viele Paare ist der Kinderwunsch ein zentraler Bestandteil ihres Lebens. Samenspender tragen dazu bei, diesen Wunsch zu erfüllen und neues Leben zu ermöglichen.
2.2 Wissenschaftliches Interesse oder Neugier
Manche Männer interessieren sich für den biologischen und medizinischen Prozess und möchten Teil eines gesellschaftlich wichtigen Themas sein.
2.3 Finanzielle Motivation
Obwohl Samenspenden in Deutschland keine klassische „Bezahlung“ beinhalten dürfen, erhalten Spender eine Aufwandsentschädigung (meist zwischen 80 und 150 Euro pro Spende), um Zeit- und Reisekosten zu decken.
2.4 Persönliche Bestätigung
Einige Männer empfinden es als Bestätigung ihrer Fruchtbarkeit und Gesundheit, wenn ihre Spenden akzeptiert und erfolgreich verwendet werden.
3. Voraussetzungen, um Samenspender zu werden
Nicht jeder Mann kann automatisch Samenspender werden. Samenbanken führen umfangreiche medizinische, genetische und psychologische Tests durch, um die Qualität der Spende und die Gesundheit der Nachkommen sicherzustellen.
3.1 Alter
Die meisten Samenbanken akzeptieren Spender zwischen 18 und 40 Jahren.
Einige Institute bevorzugen Männer bis maximal 35 Jahre, da die Spermienqualität mit zunehmendem Alter abnimmt.
3.2 Gesundheitliche Voraussetzungen
Die Grundvoraussetzung ist eine sehr gute körperliche Gesundheit.
Dazu gehört insbesondere:
- Keine chronischen Erkrankungen
- Keine genetischen oder erblichen Krankheiten
- Kein Drogen- oder Alkoholmissbrauch
- Kein riskantes Sexualverhalten
Vor der Zulassung erfolgt eine umfangreiche medizinische Untersuchung, die folgende Tests beinhaltet:
- Blutuntersuchung (z. B. HIV, Hepatitis B und C, Syphilis)
- Spermiogramm zur Beurteilung von Beweglichkeit, Anzahl und Qualität der Spermien
- Genetische Tests auf Erbkrankheiten
3.3 Psychologische Eignung
Da die Samenspende eine moralische und emotionale Verantwortung mit sich bringt, erfolgt häufig ein psychologisches Gespräch.
Hier wird geklärt, ob der Spender die Tragweite seiner Entscheidung versteht – insbesondere im Hinblick auf mögliche Kontaktanfragen des Kindes in der Zukunft.
3.4 Wohnsitz und rechtlicher Status
In Deutschland dürfen nur Männer mit festem Wohnsitz und Aufenthaltsgenehmigung Samenspender werden. Zudem müssen sie bereit sein, ihre Identität offenzulegen (siehe rechtlicher Teil).
4. Der Ablauf – Schritt für Schritt
4.1 Bewerbung bei einer Samenbank
Der erste Schritt ist die Kontaktaufnahme mit einer Samenbank oder einer Kinderwunschklinik, die Spenden annimmt. Viele Einrichtungen bieten Online-Formulare an, über die sich Interessenten bewerben können.
Nach einer ersten Prüfung wird ein Termin vereinbart.
4.2 Erstgespräch und Informationsphase
Im Erstgespräch wird erklärt, wie der Prozess abläuft, welche rechtlichen Regelungen gelten und welche Pflichten und Rechte der Spender hat.
Hier wird auch die Motivation des Spenders erfragt.
4.3 Medizinische Untersuchung
Anschließend folgt die medizinische Untersuchung (Bluttests, Spermiogramm etc.).
Nur etwa 10–20 % aller Bewerber werden tatsächlich zugelassen – die Qualitätsanforderungen sind sehr hoch.
4.4 Abgabe der Probe
Die Samenspende selbst erfolgt diskret in einem abgeschlossenen Raum der Samenbank.
Der Spender erhält sterile Behälter und hat dort die Möglichkeit, die Probe per Masturbation abzugeben.
Die Probe wird anschließend im Labor untersucht und bei ausreichender Qualität tiefgefroren (Kryokonservierung) und eingelagert.
4.5 Freigabe und Verwendung
Erst nach wiederholten Tests (nach ca. 6 Monaten) wird die Spende endgültig freigegeben.
Dann kann sie zur künstlichen Befruchtung (Insemination, IVF oder ICSI) verwendet werden.
5. Rechtliche Rahmenbedingungen in Deutschland
Das Samenspenderregistergesetz (SaRegG), das am 1. Juli 2018 in Kraft trat, regelt alle rechtlichen Fragen zur Samenspende in Deutschland.
5.1 Offenlegung der Identität
Seit 2018 dürfen Samenspenden nicht mehr anonym erfolgen.
Das bedeutet:
- Der Name, das Geburtsdatum und die Anschrift des Spenders werden im Samenspenderregister gespeichert.
- Kinder, die durch Samenspende gezeugt werden, haben ab dem 16. Lebensjahr das Recht auf Auskunft über ihre biologische Herkunft.
Dies schützt die Rechte des Kindes auf Wissen über seine Abstammung und verhindert rechtliche Unsicherheiten.
5.2 Rechte und Pflichten des Spenders
Wichtig: Der Samenspender hat keine rechtlichen Verpflichtungen oder Ansprüche gegenüber dem Kind.
Das bedeutet:
- Er ist nicht unterhaltspflichtig
- Er hat kein Sorgerecht
- Er wird nicht als rechtlicher Vater eingetragen
Diese rechtliche Absicherung gilt jedoch nur, wenn die Spende über eine zugelassene Samenbank erfolgt.